The Footsteps of Alexander the Great
- Christine Eder
- 29. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Ultramarathon 232km, 6 Etappen, Usbekistan 2025 by Global Limits

Es ist immer wieder erstaunlich in welche entlegenen Ecken uns diese Läufe führen. Länder, in die wir sonst wohl nie gekommen wären und die wir in den nächsten 232km durchlaufen werden. Durch Berge und Täler, einsame Dörfer, Steppen, Canyons und Wüsten – auf diese Weise lernt man die Gegenden und Kulturen auf eine sehr ursprüngliche Art kennen. Meist fernab von jeglichem Tourismus, in einer Stille und Ruhe in der es gelingt, vollkommen einzutauchen und die Einzigartigkeit der Landschaft, der Kultur und des Moments ungefiltert aufzunehmen.
Mit #GlobalLimits als Veranstalter war es sowohl für uns eine Premiere als auch für den Veranstalter selbst, da das Rennen in Usbekistan zum ersten Mal stattfand, also gleich doppelt spannend, was auf uns zukommen wird.
Das Format von Global Limits unterscheidet sich von unseren bisherigen Ultra-Marathons zum einen darin, dass wir unser Equipment für die Laufwoche nicht selbst tragen mussten. Wie durften ein Drop-Bag von max. 10kg mit Kleidung, Schlafsack, Matratze, Essen usw. beim Start abgeben auf das wir in den jeweiligen Camps wieder Zugriff hatten. Zum Laufen genügte ein kleiner Laufrucksack mit Tagesausstattung wie Wasser, Gels und Riegel, Regenjacke, Medi Pack usw. Das Rennen war gefühlt leichter am Rücken, aber dafür umso schneller.
Die Etappen

1. Etappe 32km, 1790hm durchs Gebirge. Am Ende der Etappe wartete ein idyllisches Camp an einem Bergsee auf uns. Durch die Höhe waren auch die Temperaturen angenehm kühl bis frisch in der Nacht und am nächsten Morgen.
2. Etappe 38km, 830hm Die 2. Etappe führte hügelig durch die Berge und endete in einem kleinen entlegenen Dorf mit einer Handvoll Häusern und einer Schule, auf deren Sportplatz unser nächstes Lager errichtet wurde. Während ein Läufer nach dem anderen im Ziel eintrudelte, schauten die Schulkinder neugierig durch die Fenster der Klassenzimmer und standen in den Pausen vor der Schule Schlange, um einen Blick darauf zu ergattern, was sich heute am Sportplatz abspielte. Gegen Abend trauten sich schließlich immer mehr Kinder, teilweise gefolgt von nicht minder neugierigen Eltern zu uns, um das ein oder andere Foto zu machen. Die Kinder versuchten sich stolz mit ihren ersten englischen Wörtern.

3. Etappe 41km, 1430hm Auf dieser Strecke querten wir die letzten Hügel, folgten erstmals einen längeren „Highway“ durch die Ebenen bis zu einem wunderschönen Downhill die letzten Berge hinunter durch einen steinigen Talauslauf. Am Ende des Tales war auch unser Camp wo wir uns auf die morgige lange Etappe vorbereiten konnten.
Wie jeder Teilnehmer weiß, kann während eines Ultramarathons viel passieren. Auch wenn man noch so gut vorbereitet und trainiert ist, jeder Tag kann anders sein. Von der täglichen Regeneration zwischen den Läufen, die Nächte, ausreichendes Trinkverhalten und Kalorienzufuhr und Verdauung - all das sind ausschlaggebende Faktoren in so einem Rennen. Muskuläre Beschwerden, Blasen an den Füßen oder ein aufgescheuerter Rücken können einem schnell mal zum Verhängnis werden, wenn das Rennen über mehrere Tage geht. Man versucht sich für alle Eventualitäten zu rüsten und doch kommt so manches unverhofft.
So wie bei mir bei der 3. Etappe: Ich war bis dahin konditionell und mental gut dabei und die Vor-Beschwerden meiner Wade waren wie weggeblasen. Besser könnte es nicht laufen … bis gegen Ende der Etappe. Ausgerechnet ein Downhill wurde mir zum Verhängnis und ich war mir nicht sicher, ob ich am nächsten Tag bei der langen Etappe an den Start gehen kann. Um was es sich handelt und wie ich mich aus der Misere gerettet habe, lest ihr im nächsten Blogbeitrag Des Läufers Zehendilemma bis Mental Breakdown.
4. Etappe 64km, 50hm

Diese Etappe hatte es auch landschaftlich ziemlich in sich. Das Camp von dem aus wir starteten, befand sich noch in den Ausläufern der Berge und schon nach ein paar Kilometern eröffnete sich uns eine endlose Weite. Die Berge und Hügel lagen hinter uns und vor uns war es weit und breit nur flach- soweit das Auge reicht. Ein unglaublicher Anblick, endlos aber einzigartig. Auf der einen Seite mental herausfordernd, auf der anderen Seite atemberaubend, besonders für uns Bergläufer. Wie immer bei der langen Etappe scheinen die letzten 10km immer die anstrengendsten zu sein, die letzten 5 noch mehr. Aber endlich und glücklich angekommen (Valentin nach 07:06:40 und Christine nach 10:04:07) wurden wir in den Jurten Camp mit Duschen und richtigen Betten belohnt und konnten uns zum Überfluss noch mit einem frischen Pilaw, einem typisch usbekischen Reisgericht, den Bauch vollschlagen. Das macht die Anstrengungen der letzten Tage schnell vergessen!

5. Etappe 39km, 390hm Ohne Pausentag gings am nächsten Morgen weiter- fast 40km und das immer geradeaus! Ja richtig gehört, eine Sandstraße immer der Nase nach bis zu einer geraden Asphaltstraße, quer durch ein Feld voll kratziger wadenhoher Büsche bis zu einem wunderschönen Camp bei einer Farm. Dort konnten wir uns im Schatten der Zwetschkenbäume gut erholen und einige nützen gleich den dortigen Bewässerungsschacht als Pool. Während sich einige bei der spontanen und willkommenen Beach-Party vergnügten, genossen andere den atemberaubenden Sonnenuntergang mit Vorfreude auf die morgige letzte Etappe.
6. Etappe 18km, 330hm. Die Umrisse der Stadt Nurata waren vom Camp aus schon ersichtlich. Die ersten 15km waren gut laufbar waren. Danach galt für uns Laufverbot, denn die Strecke führte weiter durch einen riesigen Friedhof am Stadtrand bis zu den prunkvollen Bauwerken und der Festung von Alexander dem Großen. Wir durchquerten den riesigen Eingangsbogen mit großen Augen auf die blau verzierten Kacheln, einen weiten Platz mit Verkaufsständen und touristischem Treiben und dann breite Stiegen hinunter bis zum Zieleinlauf.
Unsere Ergebnisse:
Valentin: 3. Platz in der Altersklasse, 4. Platz Overall, Gesamtzeit: 24:17:02
Christine: 6. Platz in der Frauenwertung, 26. Platz Overall, Gesamtzeit: 33:51:11
Egal wie viele Rennen man läuft, es ist immer wieder einzigartig. Es ist erstaunlich, wie nah sich Menschen kommen, die sich hier in der Wildnis zusammenfinden, ein gemeinsames Ziel vor Augen haben und jeden Tag aufs Neue, zwar in anderen Schuhen, aber alle in die gleiche Richtung laufen.
Bei diesen Erlebnissen geht es nicht nur ums Laufen, sondern darum mit Menschen in Kontakt zu treten. Menschen aus aller Welt, mit den unterschiedlichsten Charakteren, Geschichten und Beweggründen. Menschen, die einen beeindrucken können, sich gegenseitig pushen und dir das Beste abverlangen. Menschen, die dir gut zureden, wenn du erledigt bist und dich kilometerweise bespaßen, damit du Zeit und Anstrengung vergisst. Menschen, mit denen man gemeinsam lachen kann, während wir unser „Dinner“ aus der Plastiktüte essen, besondere Momente teilen oder rein die Freude beim Laufen. Menschen, mit denen man dann auch das ganze Jahr über Kontakt hält und sich freut, wenn man einige von ihnen wieder an der Startlinie trifft, bei einem anderen Lauf – Irgendwo im Nirgendwo!
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